Damit Männer nicht am Telefon lügen
Sechs Kerle stehen im Kreis. Gestandene Männer. Trucker und Disponenten. Der Lebensberater ist hier, weil die Kommunikation hinkt. Geredet wird zwar viel, gesagt oft wenig. Wenn die Männer am Morgen ihre Touren bekommen oder es unterwegs Ärger gibt, geht es um Fakten. Zumindest formal. Da ist ein Container verschlossen oder eine Straße gesperrt. Doch mancher hört Zwischentöne. Und weiß nicht, wie genau er es ansprechen soll, wenn er sich vom Kollegen wie in die Wüste geschickt fühlt. Denn Männer reden selten über Gefühle.
„Wie motiviert bist du heute hier?“
Heute tun sie es. Als erstes geht es in der Runde um Befindlichkeiten. Wir fragen die Männer und bitten sie, sich auf einer Skala von Null bis 100 aufzustellen. Null ist rechts die Wand im Raum und 100 die gegenüberliegende Raumseite. „Wie motiviert bist du heute hier?“ fragen wir in die Runde. Die Gruppe spaltet sich. Einer steht bei 30 Prozent, ein paar Kollegen bei 50 und weitere bei 75 bis 90 Prozent.
Wir Trainer fragen nach: „Wieso stehst du bei 50, wieso bei 80 oder 30 Prozent?“ Die Antworten sind erhellend. „Weil ich keine Ahnung habe, was wir hier tun.“ Oder: „Ich freue mich auf den Abend mit den Kollegen und bin gespannt, was kommt“ lauten sie. Um tiefer gehen zu können, fragen wir erneut: „Wie geht es dir damit?“ Oder „Was fühlst du jetzt, wo du deinen Kollegen gehört hast?“
Alltagsmasken fallen
Nun liefern die Antworten Hintergründe: „Ich kann ihn besser verstehen, wenn er sagt, dass ihm unwohl ist“, geht einer der Disponenten auf die Antwort eines Lkw- Fahrers ein. Oder „Ich freue mich mit ihm, wenn er lacht“, sagt ein anderer Teilnehmer.
Langsam ziehen sie die Alltagsmaske vom Gesicht und sagen, was sie denken – und viel wichtiger: Was sie fühlen. Wie es ihnen geht.
Schon in dieser Aufwärmrunde wird deutlich, um was es im Teamtraining beim Entsorgungsbetrieb geht. Die Männer werden lockerer. Langsam ziehen sie die Alltagsmaske vom Gesicht und sagen, was sie denken – und viel wichtiger: Was sie fühlen. Wie es ihnen geht. Vor allem in Resonanz mit Aussagen der Kollegen. Denn das ist es, was im Alltag verborgen bleibt. Da laufen die Gespräche in etwa so ab:
„He Karl, kannst du noch schnell einen Umweg fahren?“. Was im Arbeitstag fehlt, sind Emotionen. Die Frage könnte ab morgen lauten: „Karl, es tut mir leid, dass ich dich darum bitte, ich weiß, es ist kurz vor Feierabend: Aber, könntest du einen Umweg fahren?“ Und Karls Antwort könnt lauten: „Das ist echt ärgerlich, ich wollte heute Abend zum Fußball gehen.“ Statt: „Hol deinen sch… Container doch selber ab.“
Das sagt die Chefin Beate Schwarz zum Teamtraining aktives Zuhören
Effektiver arbeiten
Das Training dauert an diesem Abend fast vier Stunden. Die Männer sind müde wie nach einer Laufeinheit. Aber in ihren Gesichtern zeichnet sich Freude ab. Endlich hat mich jemand gehört und meine Anliegen verstanden, steht da.
Es geht weiter beim Logistikunternehmen. Denn der Ton im Alltag ist rau. Mehr Empathie für den Anderen zu empfinden ist aber lernbar. Aber dafür müssen die Männer sich selber besser kennen lernen. Dann entstehen Konflikte gar nicht erst oder können schneller ausgeräumt werden. Darum geht es beim Mittelständler: Die Arbeit effektiver gestalten und weniger Ärger produzieren.
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