Kopf- und Zahnschmerzen sind mörderisch
Kopf- und Zahnschmerzen sind mörderisch. Oft empfinden wir sie als viel intensiver und bekommen auch schneller Angst, wenn wir sie empfinden. So können wir Migräneanfälle oder Ohrenweh nicht ignorieren, einen zwickende Ischiasnerv oder ein verstauchtes Sprunggelenk hingegen viel eher.
Mitten in die Amygdala
Forscher aus den USA (Duke University in Durham, North Carolina) haben nun herausgefunden, dass offenbar die Nervenzellen, welche die Reize melden, direkt mit der Amygdala verknüpft sind. Diese wird oft als Angstzentrum (im Gehirn) bezeichnet und hilft uns, Situationen emotional zu bewerten und einzuordnen. Schmerzen, die aus anderen Körperteilen ans Gehirn gemeldet werden, gelangen hingegen nur indirekt zum parabrachialen Kern.
Was bedeutet diese Erkenntnis für meine Arbeit als Cranio-Therapeut? Zunächst einmal wenig, weil ich mich beim Behandeln von Menschen mit Kopfschmerzen oder Migräne nicht explizit um dieses Detail kümmere. Es dient mir vielmehr als Hintergrundinformation, die in das Cranio-Sacrale-Behandlungsfeld einfließen kann.
Migräne, die Frauen-Krankheit
So wie bei der Behandlung von Martina. Die Mutter von zwei Kindern leidet unter Migräne. Etwa neun Millionen Deutsche klagen über Migräneanfälle, 70 Prozent davon sind laut Gesundheitsreport der Technikerkrankenkasse Frauen. Bei Martina kamen wir in der Therapie immer wieder an den Punkt, dass sie nervös wurde und anfing zu schwitzen, sobald wir uns ursächlich dem Thema Migräne näherten.
Ich habe sie also in den Cranio Sessions begleitet, diese Reaktion durchzustehen. Ihr Körper hat gespeichert, welches Muster unter der Migräne „abfährt“. Ziel der Behandlung war es, ihr in einem geschützten Raum und mit der Begleitung durch einen Therapeuten eine Alternative zu entwickeln bzw. sich des antrainierten Reaktionsmusters zu entledigen.
Neue Erfahrungen
Weil ich selbst meine Asthma-Anfälle durch Cranio-Arbeit behandle, weiß ich, wie diese Stunden laufen können. In der Essenz geht es darum, die während der Migräne erfahrenen Gefühle zu „überschreiben“. Den erlebten Erfahrungswert (Angst und Schmerz) durch neue Erfahrungen zu ersetzen. Das kann bewusst laufen, indem Umstände, mögliche Auslöser und andere Faktoren in der Session wie hochkommen, um transformiert zu werden. Oder einfach, indem der Körper in die Selbstregulierung geht und wir nur den Raum dafür schaffen und halten.
Spüren statt denken
Nach meiner Erfahrung ist der zweite, weniger kognitive Weg, der erfolgversprechendere. Denn hier regelt der Körper in Eigenregie seine Bedürfnisse. So wie bei Martina, die einfach erleben durfte, wie sich ihre Hirnhäute und Hirnregionen weiteten, reinigten und entspannten – der Cranio-Rhythmus kann wieder störungsfreier pulsieren.