Stresspegel im Job senken – ohne Hilfe der Firma
Die Zahlen erschrecken: 120.000 Menschen sterben jedes Jahr in den USA, weil ihre Arbeitsplatzbedingungen schlecht sind. Die Angst den Arbeitsplatz zu verlieren und arbeitslos zu werden sind Hauptfaktoren. Das hat Jeffery Pfeffer in seinem Buch „Dying for a Paycheck“ jüngst veröffentlicht. Der Professor der Standford University gilt als Vordenker und warnt davor bei aller Digitalisierung die Menschen zu verlieren.
Stress macht Krank
Ja, ja, die USA sind weit weg und nicht jeder Trend aus Amerika kommt auch bei uns an, mag mancher jetzt abwinken. Doch so einfach ist es nicht. Schauen wir uns an, was die Menschen im Job krank macht, genießt Stress oberste Priorität. Und wer fühlt sich nicht auch Mal in seinem Job gestresst? Und das heute häufiger als noch vor ein paar Jahren?
Deutsche Krankenkassen notieren jedenfalls, dass Burn-out, Depression und Rückenschmerzen die Rankings der Arbeitsausfälle erklimmen – und das seit Jahren. Professor Pfeffer kennt die Ursachen: Die künstliche Intelligenz sieht der 71-Jährige besonders kritisch. Einmal würden durch sie viele Jobs verloren gehen, was wirtschaftliche Unsicherheit mit sich bringt, ein enormer Stressfaktor. Zudem hindern zeitlich befristete Beschäftigungsverhältnisse einen, das Leben zu planen. Die Leute wissen nicht mehr wann und wie viel Arbeit sie haben. Das ist schlecht für die Gesundheit.
Firmen pflegen Garten besser, als ihre Mitarbeiter
Dramatisch sieht der Stanford-Professor auch die Wegwerfmentalität, die neben Coffee-Cups auch Menschen betrifft. Selbst hochqualifizierte IT-Cracks in Silicon Valley, etwa in der Game-Industrie, rackern wie blöde bis ein Spiel fertig ist, um dann erstmal keinen Plan zu haben, wie es weitergeht. Erst wenn ein neues Team steht, gibt es wieder Sicherheit.
Den Elite-Trick durchschauen
Befeuert wird das ganze laut Pfeffer durch einen simplen Elite-Trick. Und der geht so: Hier arbeiten nur die Besten, wenn du deinen Job nicht schaffst, gehörst du nicht dazu. Bei soviel Prestigedenken fällt es den Leuten schwer, sich einzugestehen, dass diese Arbeitsbedingungen krank machen.
Der Psychofalle entkommen
Pfeffer kommt zu dem Schluss: Lasst euch nicht vom Image einer Firma blenden. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Prestige eines Unternehmens und dem Umgang mit Mitarbeitern. Und wer erstmal drin ist, kommt so schnell nicht wieder raus aus der psychologischen Falle. Auch die Erfolgreichsten sind nicht immun gegen die zerstörerische Wirkung von zu viel Arbeitsstress und verlieren schnell die Kontrolle über ihren Job und ihr Leben.
Als Gegenmittel empfiehlt Pfeffer: kündigen! Und wenn das nicht geht, dann über Familie und Freunde einen Ausgleich schaffen. Ansonsten helfen die üblichen Übungen, um den Stresspegel zu senken und in seiner Resilienz zu wachsen: meditieren, Sport mit Spaß machen und das innere System ausrichten, etwa mit einer Cranio-Session.
Menschliche Nachhaltigkeit fehlt
Pfeffers Resümee ist dennoch ziemlich ernüchternd: Viele Firmen kümmern sich um den Erhalt des Urwalds oder übernehmen Patenschaften für gefährdete Bienenvölker. Was natürlich gut ist. Aber um die menschliche Nachhaltigkeit kümmern sich die wenigsten. Vielen Unternehmen pflegen ihren Garten besser, als die eigenen Mitarbeiter, ist die traurige Wahrheit.