Ursachen und Glaubenssätze aufspüren
Kürzlich hat mich ein Busfahrer angerufen. Er habe eine Abmahnung bekommen wegen Aggression im Straßenverkehr und im Umgang mit Reisenden, verbunden mit der Auflage, sich „um seine Ausraster“ zu kümmern. Sein Hausarzt schrieb den langjährigen Mitarbeiter sofort krank, verschrieb dem 48-Jährgen Psychopharmaka und diskutierte mit ihm die Möglichkeiten einer Psycho-/Verhaltenstherapie.
Auf einen bezahltem Platz via Krankenkasse hätte er jedoch bis Ende 2018 warten müssen. Er googelte in seiner Verzweiflung im Netz und fand mich.
Bereits binnen zweier Einzeltermine war klar, dass der Mann loyal, pflichtbewusst und gutmütig ist; es ihm aber an Durchsetzungskraft fehlt. Das verwundert wiederum deshalb nicht, weil er ohne Vater aufwuchs.
Seine Aggression kommt daher, dass er immer wieder Fahrten und Einsätze macht, die er nicht will bzw. um die Kollegen ständig herumkommen, weil sie – aus seiner Sicht – rücksichtslos sind und den Chef / die Firma hängen lassen. Seine Glaubenssätze: „Das geht doch nicht!“ oder „wenn das jeder so machen würde“. Diese gefühlte Ungerechtigkeit führt bei ihm zu seinem destruktiven Verhalten – außer Reichweite der Firma.
Einzelsitzungen statt Psychopharmaka
Noch vor Weihnachten habe ich ihm gesagt, er soll die Psychopharmaka absetzen, weil er NICHT KRANK ist und dass er seinen klaren Verstand und sein großes Herz für die Arbeit mit mir und sich selbst brauche. Ab Silvester arbeitet er bereits wieder und bis auf weiteres treffe ich mich wöchentlich eine Stunde mit ihm, damit er sich seiner Muster bewusst wird und alternative Handlungsoptionen ausprobiert und trainiert.
Der Mann ist n glücklich und dankbar, dass ich ihn „verstehe“. Vor allem freut er sich, dass er nun die Ursache und die Zusammenhänge für seine „Ausraster“ kennt, die ihm zuvor unerklärlich waren. Denn er arbeitet gerne und „will nur einfach seinen Job machen“
Seinem Vorgesetzten, dem er ja mitteilen sollte, dass und wie er sich um sich kümmert, hat er noch vor Weihnachten mitgeteilt, dass er nun bei mir im Einzel sei und ihm das helfe. Dessen Reaktion: Er solle ihm meine Adresse „für andere Fälle gleich da lassen.“