Umgang mit Verlangen lernen
Die graue Substanz wird weniger. Wer pathologisch, also krankhaft, spielsüchtig ist, riskiert, dass sein Zentralnervensystem dauerhaft geschädigt wird. Das ist das Ergebnis einer Studie unter Leitung von Suchtforscher Karl Mann und Hirnforscherin Mira Fauth-Bühler – das berichtete die Stuttgarter Zeitung anlässlich des 15. Glückspielsymposiums der Universität Hohenheim.
Wer zockt, qualmt meist auch
Massiv geschädigt wird also jenes Hirnareal, das uns hilft zu entscheiden. (Spiel-)Suchtkranken fällt es folglich deutlich schwerer, ihr Verhalten zu kontrollieren. Zudem brachte die Studie zutage, dass viele der 675 Probanden mit krankhaftem Spielverhalten zusätzlich Substanz-abhängig sind: 80 Prozent rauchen, fast jeder dritte hat ein Alkoholproblem und jeder sechste ist depressiv.
Hirnforscher wissen, es gibt neurobiologische Ähnlichkeiten zwischen Spiel- und Substanzsucht. Bei Betroffenen ist das Belohnungssystem oft schwach ausgeprägt. Damit das Gehirn Glücks-Botenstoffe wie Dopamin ausschüttet, verlangt es nach viel stärkeren Reizen als bei anderen Menschen.
Hirnschäden irreparabel
Auch Tragisch: Je jünger Spieler mit dem Spielen anfangen, desto größer das Risiko einer Suchterkrankung. Wenn dazu noch Familienmitglieder alkoholkrank sind, steigt die Gefahr, süchtig zu werden, zusätzlich. Die Zahl der Spielsüchtigen liegt in Deutschland seit Jahren konstant bei etwa einer halben Million. Forscher fordern daher ein Komplettverbot von Geldspielautomaten in Gaststätten.
Therapie hilft
Die schlechte Nachricht kommt direkt aus dem Gehirn: Rückgängig lassen sich durch Spielsucht entstandene Hirnschädigungen kaum machen. Bewährt haben sich hingegen Therapien, in denen ein anderer Umgang mit dem Verlangen entwickelt wird. Gesprächs- oder Gestalttherapie sowie Körpertherapien wie Cranio-Sakral können bei Anzeichen von Suchtverhalten helfen, deren Ursachen auf den Grund zu gehen und neue Verhaltensweisen auszuprobieren.